Uff …
Das Wartungsintervall von einem Jahr gibt z.B. Formula vor: Ansonsten keine Gewährleistung.
Normalerweise reichen zwei Jahre, das ist auch meine Meinung. Nach Erfahrungen mit K 12, K24, diversen RX und T1 von Formula sollte man den Mediumwechsel der DOT 4-Brühe nicht unnötig herauszögern.
Warum: Bei einem Rotwild R X1 blockierte während der Fahrt im Hochsommer das Hinterrad. Bremse hatte etwas Wasser gezogen – so gut wie kein Ausgleichsbehälter , also Volumina sind nicht zu vernachlässigen – und drückte als Folge der Volumenzunahme die Kolben fest an die Scheibe. Also heim schieben oder DOT 4 ablassen, was ich schlussendlich getan habe. Die verbaute T1 habe ich davon genervt von Formula Deutschland auf größeres Belagspiel umbauen lassen und bekam mit der Rechnung den klaren Hinweis auf jährlichen Bremsflüssigkeitswechsel.(!)
An meinem ältesten Rad - Cannondale Jekyll - mit Formuila RX ging mir ein Jahr später schon auf dem kurzen Weg in den Biergarten ebenfalls die Bremse in der heißen Sonne zu. Bike in den Schatten gestellt und ein paar Bier weg gehülst und die Bremse hinten war wieder offen.
Auch eine Lösung,
Doch zur Bremsleistung:
Die Frage zur Bremsleistung mal anders betrachtet.
Die spezifische Wärmekapazität, genannt "c", ist eine empirisch ermittelte Größe, die konstant ist. Für Wasser beträgt sie 1,16 Wh/kgxK, für metallische Werkstoffe ist sie wesentlich kleiner. Sie gibt an, wie viel Energie man 1 kg eines Stoffes zuführen/abführen muss um seine Temperatur um 1 K anzuheben/abzusenken.
Was hat das mit unserer Scheibenbremse zu tun?
Mechanische
Bremsen sind Reibungsbremsen, sie "vernichten" - (besser: sie wandeln nach Energieerhaltungssatz um) - kinetische Energie durch Reibungsarbeit. Reibung erzeugt Wärme, also wird schlussendlich Wärmearbeit = Wärmeenergie erzeugt.
Aus Bewegungsenergie wird Wärmenergie.
Wärmenergie ist das Produkt dreier Faktoren: Masse, "c" und Temperaturdifferenz [
Q = m x c x ΔT].
Die Bremse, die eine höhere Wärmearbeit generiert, ist die bessere Bremse.
Um eine Bremse nach obiger Formel zu verbessern, könnte ich das "c" verändern, beispielsweise Ersatz von Stahl durch Kupfer - besitzt höheres "c", aber Kupfer ist als Werkstoff recht schwer und besitzt einen niedrigen Schmelzpunkt.
Shimano nimmt leichteres Aluminium: Icetec-Bremsscheiben in Sandwich-Bauweise sind die Folge.
Die Erhöhung der Temperaturdifferenz ist auch limitiert:
Die Scheibe verformt sich – „Schirmung“ bei manchen
Avid-Scheiben - , die Beläge schmelzen oder die
Bremsflüssigkeit gibt den Geist auf.
Also erhöhen wir die Masse durch eine größere Scheibe. Damit steigt nicht nur das "Q", sondern die Oberfläche des Reibrings wird größer, wodurch auch mehr Bohrungen zur Wärmeabfuhr in der Scheibe möglich werden. Die Umfangsgeschwindigkeit am jetzt größeren Reibring nimmt ebenfalls zu, wodurch eine höhere Kühlwirkung bei der Drehung des Rades erzielt wird.
Die kleinere Bremse erbringt auch die Wärmearbeit, aber sie braucht normalerweise etwas länger als die größere Bremse und ist deshalb die "schlechtere Bremse" zunächst einmal.
Kommen wir zur Wärmeleistung. Wärmeenergie geteilt durch die Zeit ergibt die Wärmeleistung,[Q`= Q/t], in diesem 'Fall die Bremsleistung.
Die Bremse, die die Wärmenergie schneller abbaut, ist thermisch stabiler, bietet also auch die größeren Reserven.
Seltsamerweise, gibt es auch relativ kleine
Bremsen, die teilweise "besser" als die größere Konkurrenz erscheinen.
Hier kommt es auf die Reibpaarung von Belag/Scheibe, Ventilationswirkung der Scheibe,
Bremsflüssigkeit, Lüfterspiel, mechanische Übersetzung (Hebelverhältnisse am Bremshebel) und hydraulische Übersetzung (Verhältnis von Geberkolbenfläche zu Bremskolbenfläche) an.
Druck ist Kraft geteilt durch die Fläche [ p = F/A]. Geht man von einem konstanten Druck (Normalfall in der Hydraulik aus) aus, so verhält sich F1/A1 wie F2/A2. (A1 ist Betätigungskolben- oder Geberkolbenfläche, A2 ist Bremskolbenfläche)
Nimmt man beispielweise eine Geberkolbenfläche von 20 mm2 und eine der Bremskolben von 400 mm2, so ergibt sich schon eine zwanzigfache Verstärkung der Betätigungskraft, bei einer mechanischen Übersetzung von 1:3 verdreifacht sich das Ganze noch einmal.
Bei Verdopplung der Bremskolben würde theoretisch sich eine 120fache Verstärkung der Betätigungskraft am Bremshebel ergeben.
Also soooo einfach ist die Frage nach der Bremsleistung nicht zu beantworten.