Gute, informative Zusammenfassung der am häufigsten im Einsatz befindlichen Antriebssysteme. Da ich für kommendes Frühjahr eine e-MTB Neuanschaffung plane, hatte ich vor ca. 10 Tagen Testfahrten durchgeführt, die mir praktische Erkenntnisse im Unterstützungsgrad von 3 Systemen(Bosch Performance CX mit 500Wh Akku, Brose mit 650Wh und Yamaha PW Serie mit 400Wh)bringen sollten.
Zum Einsatz kamen folgende e-MTBs:
Haibike X-Duro All Mountain RX 2016; Motorritzel 14Z, Cassette 11-42
Haibike S-Duro All Mountain RX 2016; Kurbel 32Z/44(gefahren kleines Kettenbl.), Cassette 11-36
Bulls e-Stream Evo FS 2016; Kurbel 24Z/38 (gefahren kleines Kettenbl.) Cassette 11-36
Strecke: befestigter Güterweg, geschottert mit dichter feinkörniger, trockener und fester Oberfläche, Luft ca. 16-19°C
Alle Systeme wurden vom Start weg über die gesamte Strecke in der vom System höchsten bereitgestellten Unterstützungsstufe gefahren; ebenfalls die Anfahrtests bei 18% Neigung.
Streckenlänge 4980m, Höhenunterschied 615m, Neigung Anfahrbereich 5%(ca 30m Länge)anschließend 12% max bis 18%(6 Steigungen zwischen jeweils ca. 210 und 300m Länge). Höhenunterschied, Fahrstrecke und Neigung mit Zusatzgeräten am Lenker gemessen.
Nach dem Anfahren angestrebte Mindestgeschw. 14,0 bis max Geschw. 19,0Km/h; diese wurde von mir durchgehend über den gesamten Streckenverlauf erreicht. Diese entspricht meinem dzt. Fitness- und dem mir selbst zugemuteten Anstrengungsgrad. Fahrer: 72J, 184cm, 72Kg, kein Gepäck.
Subjektive Erfahrungen: Zwischen Bosch CX Antrieb und Yamaha PW hatte ich bei kontinuierlicher bergauf Fahrt ausreichende Unterstützung über die gesamte Strecke, auch in den Steilstufen konnte ich keinen Unterschied feststellen.
Der Brose Antrieb reduzierte auf der ges. Streckenlänge 6 mal kurzzeitig(ca.9-11sec)seine maximale Unterstützung, dadurch kam ich über eine Streckenlänge von ca 60m bei subjektiv gleichem Anstrengungsgrad(analog der anderen Systemtests) nur auf 12km/h Geschwindigkeit; sukzessive steigernd war aber anschließend die volle Unterstützung wieder vorhanden.
Beim Anfahrtest in der Neigung von 18% konnte ich zwischen Bosch und Yamaha kaum einen Unterschied im Unterstützungsgrad feststellen , jedoch startete der Boschantrieb abrupter und brachte mich kurzzeitig aus dem Gleichgewicht, die Unterstützung vom Yahama setzte weniger abrupt ein, war aber gefühlsmäßig gleich stark.
Beim Brose kam ich die ersten 10m subjektiv gefühlt leichter weg, anschließend aber erreichte ich nur mit größerer Anstrengung die von mir angestrebte Geschwindigkeit von 14-19 km/h.
Bei den Tests in der Ebene auf Asphaltstraße unter Windstille, kam ich beim Bosch auf eine max Geschw. von 26,5Km/h bei der die Unterstützung abrupt endete und ich das Gefühl bekam "gegen den Wind" zu fahren, aber erreichte mit der mir selbst zugemuteten Anstrengung ca32km/h.
Beim Yamaha wirkte die Unterstützung bis 27,5km/h und wurde dann spürbar aber nicht störend abgeregelt, der Fahrwiderstand war verkraftbar und ich erreichte 36km/h mit der für mich zumutbaren Anstrengung.
Beim Brose Antrieb konnte ich das Unterstützungsende des Motors nicht exakt feststellen, subjektiv war das bei 27km/h und ich erreichte mit der für mich zumutbaren Anstrengung 39,5km/h.
Fazit für mich: der Bosch-Antrieb arbeitet ausgeprägt dynamisch in jedem Bereich, ohne Unterstützung jedoch sehr gewöhnungsbedürftig und verlangt vom Fahrer eine ausgeprägte Fitness.
Der Yamaha Antrieb arbeitet sehr ausgeglichen und ist bei durchschnittlicher Fitness auch ohne Unterstützung in der Ebene problemlos einsetzbar. Dabei interessiert mich besonders welche Leistungsdaten das Nachfolgemodell PW-X für 2017 bietet.
Beim Brose Antrieb empfinde ich die periodische Verringerung der Unterstützung in Steilbereichen als störend, meine subjektive Einschätzung sagt, dass er eine etwas geringere Leistungsfähigkeit besitzt als die vorgenannten Antriebe, wobei ich nicht verstehe dass diese bei einem max Md von 90 Nm laut Herstellerangabe auftritt.
Ein wesentlicher Aspekt bei sämtlichen e-MTBs ist natürlich die Wahl der Zähneanzahl von Kettenrädern und Ritzel; diesbezüglich kann die "Bergfähigkeit" von e-MTBs wesentlich beeinflusst werden. Hier bietet der Handel schon ein ausreichendes Sortiment an Kettenräder und Ritzel um persönliche Bedürfnisse in Form von Umbauten zu befriedigen. Diese Bedürfnisse sind natürlich nur mittels Fahrversuchen und Austauscharbeit verbunden mit grundlegenden Fachkenntnissen zu erlangen.
Was ich in meinen Tests nicht herausfinden konnte, ist der "spezifische Verbrauch" der vorgenannten Antriebe. Dies wäre für mich sehr wichtig, um die daraus zu erwartende Reichweite abschätzen zu können. Da ich die Räder von Händlern zur Verfügung gestellt bekam und unterschiedliche Kapazitäten und unterschiedliche Ladezustände herrschten, konnte ich diesbezüglich keine Erkenntnisse gewinnen.
Für meine Bedürfnisse (Senioren 70+, die auf die Berge fahren möchten
) wünsche ich mir einen Antrieb zwischen 80 und 100 Nm max.Drehmoment, eine Akkukapazität von mehr als 500Wh, optimal wären etwa 880 Wh und eine Spannungslage von 48 Volt (ca 12A für 1,5h Stromstärke als max. Dauerleistung). Leider hat der Markt dzt. noch wenig Produkte die im Finanzrahmen von 5-6K
diese Vorzüge vereinen. Demnächst werde ich noch den TQ-Antrieb (120Nm mit Batteriekapazität 880Wh) testen, wobei die damit ausgestatteten Modelle sich dzt. noch leider in der "High-end" Preisklasse bewegen.
Hier an die Autoren hätte ich noch eine Frage, ob es schon zuverlässige Informationen und Verfügbarkeiten über das neue Taiwan-Produkt MPF6 Drive mit 100 Nm (Vorgänger MPF.5.3 250/350W, 36V 75Nm) gibt, wenn ja dann würde ich mir auch hier eine Vorstellung wünschen.