Gates VS Kette, Versuch eines Vergleichs

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Gelöschtes Mitglied 83

Guest
Üblicherweise sind MTB, emtb mit Kettenschaltung ausgerüstet. Schalten unter Last, relativ ausgereifte Technik, leicht, optimaler Wirkungsgrad (im Vergleich zu den Alternativen), je nach Version große Übersetzungsbreite sind die Gründe. Mit zunehmender Verbreitung der emtb bemerkten dann viele, dass der Verschleiß natürlich, abhängig von Fahrstil und Unterstützungsstärke des Motors, deutlich höher ist, als ohne Motor.

Eine, zumindest theoretisch gute Alternative scheint der Gates (Zahnriemen) zu sein. Wird bei Motorrädern und Pkw Motoren seit langer Zeit eingesetzt, kann sehr hohe Kräfte übertragen.

Kettenschaltung vereint Kraftübertragung und Schaltung, ein Gates kann nur Kraft übertragen, bedingt also eine zusätzliche Schaltung. Im Gegensatz zur Kette addieren sich hier die Kraftverluste Antrieb und Schaltung!
Bislang gibt es noch keinen serienmässigen E-Motor mit mindestens 8 oder mehr Gängen als Baugruppe, daher greift man auf Nabenschaltung zurück, einzige fürs emtb brauchbare Alternative dürfte Rohloff sein, NuVinci ist vom Wirkungsgrad und den 380% Bandbreite im Vergleich zur 14 Gang Rohloff mit 526% etwas limitiert.


Nicolai hat nun so ein Modell vorgestellt, daher will ich hier meine subjektiven Erfahrungen darstellen.

Mit dem Specialized Levo bin ich über 8000 km gefahren.
Handy-Freiburg 7.jpg


Das Bike eignet sich meiner Meinung nach auf Grund des Brose Motors sehr gut auch für Fahren ohne Unterstützung, was hier im Westerwald nach Garmin Auswertung zu etwa 40% der Strecken erfolgte.

Anfang des Jahres wechselte ich aus verschiedenen Gründen auf ein Riese&Müller Supercharger Rohloff GX:
Nightride 98.jpg


Das Bike hat mit Gates, Rohloff natürlich eine völlig andere Technik als mein Levo. Fahrten auf meinen Hausstrecken zeigten, es fährt sich deutlich zäher, da wo mit dem Levo der Motor aus blieb, brauchte ich hier Unterstützung. Ich führte das auf höheres Gewicht und die Nabenschaltung zurück.

Dann bekam ich von einem guten Bekannten das Vorgängermodell Charger ein Wochenende zum Test:
Charger GX 2.jpg


Das unterscheidet sich prinzipiell nicht gravierend vom Nachfolger, ob die Akkus nun auf oder im Rahmen sind, ist mehr Optik als realer Unterschied. Allerdings hat das Bike ebenfalls Rohloff, aber mit Kette. Das Fahrgefühl haute mich vom Hocker, auf einmal konnte ich den Motor, praktisch wie beim Levo, oft aus lassen, auch mit Motor immer einen Gang höher wie bei meinem wählen.

Also begann ich etwas über den Gates zu recherchieren.
Man findet natürlich unzählige Argumente dafür, dagegen, je nach Einstellung, wer den Schreiber sponsert etc.
Zumindest lesenswert finde ich diese Seite: riemenantrieb.htm

I-Net Infos sind nett, aber ich wollte das selbst testen.
Dabei merkte ich schnell, es gibt einiges zu beachten.
Der Gates ist deutlich breiter als eine Kette, empfindlich auf Fluchtfehler.
Die vordere Riemenscheibe hat daher einen deutlichen Versatz nach rechts:
Gates Bosch 2.jpg


Rohloff 11.jpg


Um die Flucht mit der Scheibe hinten auf der Rohloff zu gewährleisten, versetzte R&M den Motor mehrere Millimeter nach links, was beim einfachen Tausch der Scheiben gegen Ritzel zu einer einer von hinten nach vorne schräg laufenden Kette führt.

Nun ist eine schräg laufende Kette nicht so das Drama, bei der Kettenschaltung bis auf einen Gang (wenn wir von einem Blatt vorne ausgehen) ja normal.
Trotzdem versuchte ich das etwas zu entschärfen, gibt Ritzel mit Versatz für Bosch:
Kette- Feintuning 3.jpg


Kette- Feintuning 6.jpg


Das nächste Problem, je nach gewählter Ritzelgröße, habe vorne 20 Zähne, was einem 50 iger Blatt entspricht und hinten 21 Zähne, hat das mit der Kette und dem Verstellbereich der Spanner nicht hin.
Ich setzte dann ein Halbglied ein.
Kette- Feintuning 9.jpg


Damit konnte ich das Hinterrad etwa mittig positionieren:
Kette- Feintuning 8.jpg


Bin das System jetzt knapp 800 km mit Kette gefahren. Fahrgefühl sofort deutlich spritziger, bin wieder bei den Levo Werten hinsichtlich des Fahrens ohne Unterstützung, lässt sich mit dem NYON ja dezidiert auswerten. Natürlich muss auch eine solche Kette etwas gepflegt werden, was beim Gates praktisch weg fällt. Im Vergleich zur Kettenschaltung ist der Aufwand aber gering.
Kette kann man relativ einfach flicken, Gates nur erneuern. Gehe davon aus, dass wenn der Gates verschlissen ist, die Scheiben auch fertig sind, rund 270-300 € ohne Arbeitszeit. 2 x Ritzel und KMC-X1 Kette unter 100 €. Der Zahnriemen mag Schlamm, Äste, Steine nicht so sehr, im Urlaub oder auf weiten Touren sollte dann eine Reserve mitgenommen werden, den gibt es nicht beim Händler um die Ecke.

Resümee:
Eine Frage der Schwerpunkte. Ist mir ein sauberer, wartungsarmer Antrieb wichtig, fahre ich eh immer mit Motor, klare Sache --> Gates.
Wer so wie ich, trotz Touren Optik doch noch etwas Off Road Affin ist, muss schon genauer überlegen.
Gibt Beispiele von Ganzjahresfahrern, da war Gates und beide Scheiben nach 5000 km Schrott, andere fahren damit 30.000 km, zwei Extreme, sicher.

Für mich ist in Summer meiner Erfahrungen der Fall klar, Kette.
Aber das ist individuell und sicher nicht allgemein gültig :)
Optimum-Runde 20.04. 13.jpg
 
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