Hallo Zusammen,
Grundvoraussetzung für die Verwendung von kurzen Kurbeln ist eine möglichst bergtaugliche Übersetzung : das heißt bei Bosch vorne 14 und hinten 11-46 (
Shimano) oder besser
SRAM EX1 (11-48).
Bei
Shimano und Brose erhöht man die Kletterfähigkeit mit einem 32Kettenblatt und einen 11-46 oder 11- 48 Kassette enorm.(unabhängig von der Kurbellänge)
Kurze Kurbeln werden mit einer 10-20% höheren Drehzahl gefahren um die gleiche Leistung zu erzielen. Leistung = Drehmoment x Drehzahl.
Die Umlaufgeschwindigkeit des Pedals bleibt trotz gestiegener Drehzahl gleich.
Praktische Erfahrungen: Auf einfachen Trails (S0-S1) erreicht man fast auf den Meter und die Minute genau exakt die gleiche Reichweite /Reichhöhe bei gleicher Durchschnittsgeschwindigkeit.
Auf schwierigen Trails (S2-S4) verschiebt sich die Reichhöhe zugunsten der kürzeren Kurbeln da man deutlich flüssiger die Trails hochfährt, ohne an Stufen die Kurbelarbeit kurzfristig aussetzten zu müssen.
Man kann sich wesentlich besser auf die Fahrtechnik konzentrieren ohne auf Pedalaufsetzter Rücksicht nehmen zu müssen. Auf Trails ab der Schwierigkeit S3 haben Langkurbler gegen Kurzkurbler fast keine Chance mehr am Hinterrad dranzubleiben.
Das Anfahrdrehmoment ist mit 140mm Kurbeln in allen Fällen selbst in extrem steilen und schwierigem Gelände ausreichend groß. Üblicherweise ist in schwierigem Gelände nicht das Motor und Kurbeldrehmoment das Problem, sondern die ausreichende Traktion am Hinterrad. Je steiler desto wichtiger ist eine gute Fahrtechnik. Mit kurzen Kurbeln sitzt man deutlich ruhiger auf dem Bike und hat mehr Bewegungsspielraum für die Bikebalance.
Ich habe viel Kurbellängen ausprobiert auf hunderten von Touren in alpinen Gelände:
Fazit:
140mm Kurbel sind etwas für extrem Trailrider
150mm Kurbeln sind ein guter Kompromiss mit wenig Umgewöhnung. Nach 2-3 Tourenempfindet man diese länge als vollkommen normal.
160 mm Kurbeln fahren sich in der Praxis praktisch identisch mit 170/175mm Kurbeln und haben keinerlei Umgewöhnung zur folge , reduzieren aber bereits spürbar das Pedalclipping.
Generell gilt für alle sportlich auf Trails gefahren EMTBs : nie mit zu geringer Drehzahl fahren: wenn man grundsätzlich zwischen 80 und 95 Umin unterwegs ist erhöht sich die Reichhöhe deutlich (30% und mehr Reichhöhe) da der E Motor in einem günstigeren Wirkungsgradbereich arbeitet und weniger Verlustwärme erzeugt. Gleichzeitig ist es besser in schwierigen Trail-Situationen von einer höheren Drehzahl auf 80/Umin abzusinken, wie ausgehend von 80Umin nach unter in den Drehzahlkeller zu fallen. Dort hat der Motor keine Leistung mehr und die schwierige/steile Passage ist umso schlechter zu fahren.
Ist man immer mit genügend großer Drehzahl unterwegs, holt man dennoch unterschiedliche Reichhöhen aus dem EMTB
Beispiel Bosch CX /500Wh Batterie:
S4 Trail 700Höhenmeter
S3 Trail 900 Höhenmeter
S2 Trail 1200 Höhenmeter
S1/S0 Trail 1300-1450Höhenmeter
Verantwortlich dafür, sind die Anprallverluste der Laufräder an den entsprechenden Stufen /Hindernissen. Diese haben zur Folge das die Vorwärtsgeschwindigkeit in vertikale Beschleunigung umgewandelt wird.
Je softer und weicher die Federung desto weniger die Anprallverluste. Hinzukommen die Anlaufverluste durch die Drehzahlschwankungen beim E Motor. Eine spezielle EMTB Kinematik kann diese Anlaufverluste verringern, wenn die Federung beim Arbeiten möglichst wenig Gegen- Drehmoment (vulgo Pedalrückschlag) erzeugt. Schöner Nebeneffekt einer guten EMTB Kinematik mit niedrigem Hauptlagerdrehpunkt (bzw. Krümmungsbahnmittelpunkt bei Viergelenkern): die Federung versteift nicht unter starkem Kettenzug im Berggang.
Fazit kurze Kurbeln beim EMTB:
Nie mehr ohne- seit ich auf 140mm Kurbeln fahre habe ich keine Uphillstürze mehr durch unvermittelte Kurbelaufsetzter. In alpinen Gelände bei der Querung eines steilen Berghang ist diese Situationen extrem gefährlich. Aber auch auf schnellen Trails ist die Gefahr an Wurzeln hängen zu bleiben deutlich reduziert bis ausgeschlossen.
Reichweite und Reichhöhenminderungen sind vorausgesetzt man fährt mit einer gesunden Drehzahl (89-95Umin) mit kurzen Kurbel nicht zu erwarten, im Gegenteil: auf extrem schwierigen Trails erreicht man größere Reichhöhen mit den kurzen Kurbeln. Meine Prognose für die Zukunft: 150-155mm Kurbellängen werden Standard für sportlich genutzte Trail- EMTB.
Für alle anderen EMTBs ist 160mm die richtige Wahl.