Hallo Michi
Hallo Zusammen,
Anscheinend hast Du und die anderen Beitragenden, das Problem des unterdimensionierten Schaftrohres bei E- MTB- Federgabeln noch nicht von allen Seiten betrachtet und verstanden.
Ich will nochmal deutlicher werden: E-MTB Gabeln unterliegen vollkommen neuen Resonanz- Schwingungs-Belastungen aufgrund des schweren E-MTB - Hauptrahmens.
Die aktuellen Federgabeln schwingen beim E MTB mit Ihrer Eigenfrequenz in Bremslastrichtung.
Das war vorher bei klassischen MTBs nicht der Fall, weil der deutlich weniger schwerer Hauptrahmen diese Eigenfrequenz gedämpft hat.
Die Masse des Fahrers zählt praktisch nicht , da sie nicht fest mit dem Bike verbunden ist.
Die Eigenfrequenz kann sich zu einer enorm hohen Amplitude (Auslenkung der Gabelausfallenden in Längsrichtung) aufbauen , wenn kontinuierlich eine Anregungskraft einwirkt ( Bremskraft z.B.).
Einzige und beste Maßnahme um die Schwingungsproblematik bei EMTBs zu bekämpfen ist die Erhöhung der Bauteilsteifigkeit der Federgabel in Bremslastrichtung.
Die Steifigkeitserhöhung dient der Bekämpfung der Schwingungsproblematik und nicht einem generell erhöhtem Steifigkeitsbedarf in allen anderen Fahrsituationen.
Hauptursache der Steifigkeits-Schwäche bei allen üblichen Mono-Brücken Federgabeln ist das unterdimensionierte Schaftrohr. Selbst bei einer Federgabel mit 34er Standrohren ist der sprichwörtliche Flaschenhals ein zu kleines Schaftrohr, und nicht die restliche Dimensionierung der Gabel.
Die aktuell aufgedickte Wandstärke des E-Bike optimized Schaftrohres ist ein richtiger Schritt aber bekämpft das Problem nur notdürftig.
Eine Doppelbrückengabel würde in der Tat die Problematik erheblich entschärfen, kommt aber bei E MTBs aus meiner Sicht kaum in Frage , da man beim Bergauffahren durch die vorverlagerte Sitzposition speziell in engen Kehren mit dem Knie an die obere Gabelbrücke stößt. Außerdem ist für den alpinen Traileinsatz der Lenkauschlag eine Doppelbrückengabel zu stark limitiert.
Warum ist die Schwingungsproblematik bei E MTBs so gravierend?
Antwort: weil sie zu enormen Bauteilverschleiß der Federgabel- Führungsbuchsen und des Steuerkopflagers führt. Die Dauerschwingfestigkeit aller beteiligten Bauteile leiden vermutlich ebenfalls. Hier müssen in Zukunft vermutlich erweiterte Testmethoden zu Einsatz kommen.
Darüber hinaus führt die Schwingung im Eigenfrequenz- Resonanzbereich der Federgabel auch bei leichten Bremsen zu einem deutlich schlechteren Ansprechverhalten der Gabel.
= eine typische Situation beim Bergabfahren auf einem Trail.
Warum spricht die Federgabel beim Schwingen schlechter an?
Antwort:
Weil die Federgabel beim hinteren und vorderen Totpunkt der Schwingbewegung stark verkantet. Der Effekt einer sogenannten "Stotterfederung" tritt dabei auf.
Biker die ein gutes Gehör haben, werden sich schon immer gewundert haben warum bei E MTBs die Federgabeln generell bei der Abfahrt laut klappern.
Ich spreche aus Erfahrung: hinter meinem Schreibtisch stapeln sich 34er und 36 er Federgabeln mit ausgeschlagenen Führungsbuchsen die kein halbes Jahr durchgehalten haben.
An meinem, wie der Michi sagt, vergleichsweise niedrigem Körpergewicht kann das offensichtlich nicht liegen.
Fazit:
Aus meiner Sicht wird sich für E MTBs langfristig ein neuer Steuerrohrstandard durchsetzten, der die Bremssteifigkeit und Resonanzfrequenz der Federgabel auf ein unkritisches Niveau hebt.
Ein Mehrgewicht ist nicht zu erwarten, da eine Durchmessererhöhung gegenüber einer reine Wandstärkenerhöhung im Vorteil ist.
Die Lebensdauer und das Ansprechverhalten der Federgabel, der Führungsbuchsen und des Steuerkopflagers werden durch den neuen Standart erheblich profitieren.