Nach einer guten Woche gemischtem, nicht übermäßig anspruchsvollem Einsatz hier mein erstes Fazit vom R.X375 Pro:
Geometrie:
Ich war zunächst das Levo SL probegefahren. Sehr schönes Rad, die Power hätte mir möglicherweise sogar gereicht, aber ich fand die Sitzposition (Gr L, 185cm, SL 88cm) zu hecklastig für steilere Anstiege. Mit vorgeschobenem
Sattel wäre mir der Rahmen zu kurz (langer Oberkörper, kurze Arme), der XL aber wiederum zu groß.
Das Rocky Mountatin Instinct Powerplay hatte ich noch in Erwägung gezogen, das hatte mir in XL sehr gut gepasst, allerdings konnte ich mich mit dem Kettenrasseln nicht so recht anfreunden, meine auch Leistung und Reichweite nicht wirklich zu brauchen.
Das
Orbea Rise hätte in XL mit kurzem Vorbau vielleicht gepasst, das konnte ich aber nicht probefahren.
Habe also nach Studium der Geometrietabelle von Rotwild alles auf die Karte gesetzt und das L vorbestellt.
Passt! Mit der Setback-Sattelstütze komme ich genau in die richtige Position. Für den Anstieg perfekt. Stack könnte einen cm höher sein, in der Ebene wird es minimal handlastig, das kann ich aber gut durch Gewichtsverlagerung über den
Sattel nach hinten ausgleichen. Bergab ist der Reach von 475 perfekt.
Motoreinstellung und Batterie:
Da ich 90kg wiege (nicht nur, aber auch Muskeln
, muss der Motor auch schon einiges an Leistung bringen, wenns steiler wird. Die meisten meiner Touren finden aber zu großen Teilen auf nicht allzu steilen Mittelgebirgsstrecken statt. Das hat sich bisher bestätigt, auch bei einer 4h Tour war der Akku noch nicht leer. Neben der Möglichkeit des Zweitakkus kann man aber dank des 4A Ladegeräts durchaus bei einer längeren Einkehr nachladen (dem entnehmbaren Akku sei Dank).
Ich habe das Rotwild-Profil vom EP8 noch etwas reduziert (Eco auf Lv.2, Trail auf Lv.4). Damit komme ich gut klar, Boost brauchts nur für Not- und Extremfälle. Allerdings muss der Motor aufgrund meiner EIgenleistung trotz niedriger Stufe schon relativ viel beisteuern. Da war das Levo SL durchaus begrenz. Die an anderer Stelle diskutierte progressive Unterstützung des EP8 ist mir auch aufgefallen (die Unterstützungsleistung sinkt, wenn man die Kadenz in schwierigen Passagen erhöhen will). Das kann man aber durch Änderung der Fahrtechnik (runterschalten) problemlos kompensieren. Im Vergleich mit dem Bosch CX4 meiner Frau: die Leistungssteuerung ist anders, aber darauf kann man sich einstellen. Ich kann mir allerdings vorstellen, dass es Umgewöhnung erfordert, wenn man von einem anderen Motor kommt.
Fahrverhalten:
Als alter XC-Biker kann ich das Verhalten im ganz Groben derzeit nicht beurteilen. Mir ist die Federung ausreichend progressiv, schluckfreudig, nur auf kleinteiligem Geröll stuckert das Rad, das führe ich auf zuwenig Dämpfung (bzw. zuviel Druck) der Nobby Nics zurück. 2.3er
Reifen habe ich bereits am XC Rad. Die Nobby Nics rollen zwar sehr leicht und geben auch viel Agilität, aber ich werde wohl bald etwas mehr in Richtung Enduro, mindestens auf dem Vorderrad wechseln.
Ansonsten bin ich aber vom Fahrverhalten begeistert. Man hat ein gutes Gefühl für den Untergrund und bügelt nicht einfach alles weg, aber trotzdem liegt das Rad extrem stabil, wenns mal schneller bergab geht.
Gewicht:
Das Thema Light-EMtb wird ja heiß diskutiert. Meiner Meinung nach wird das Thema Gewicht schon ewig überschätzt (super! warum gebe ich dann soviel Geld für ein leichtes Carbonbike aus !?) Der Hauptgrund bei mir ist schlicht und einfach die Ästhetik, ein schlankes Rad sieht einfach besser aus! Aber so einfache Dinge wie ins Auto heben gehen besser mit einem leichten Rad. Ein 25kg Bosch-Bomber ist schon was anderes auf dem Trail, ist mir aber vom Gefühl zu "schienenmäßig". Andererseits hat mir auch das Rocky Mountain (23kg) auf einer (zugegebenermaßen sehr kurzen Runde) vom Fahrverhalten gut gefallen. Ich denke Schwerpunktlage, Geometrie und
Reifen sind wichtige Einflussfaktoren auf die Agilität, und nicht nur das Gesamtgewicht.
Komponenten:
Bis auf die abgefallene E13 Kurbel (wegen falscher Montage) funktionieren alle Komponenten prima. Seit 40 Jahren habe ich eher Sitzprobleme, aber der
Sattel funktioniert echt gut auch ohne Polster, vielleicht, weil er unterschiedliche Sitzpositionen stabil erlaubt, die klassischen Sättel klemmen einen ja eher in einer bestimmten Position fest. Die Sattelstütze mit 180 mm funktioniert prima und lässt sich wirklich werkzeuglos verstellen.
Die
Ergon-
Griffe hatte ich auf dem Papier auch eher als Tauschartikel bewertet, aber die sind trotz dünnen Gummis sehr bequem und erlauben volle Kontrolle. Die Fidlock-Flasche zum mitgelieferten Halter ist auch eine gute Idee.
Fazit:
Mein Vergleichsrad ist das Specialized Epic 29 Carbon von 2011 (das war übrigens damals auch schon rar und schnell ausverkauft und teuer, etc). Ursprünglich 1x10, spillerige Roval Räder und ewig langer Vorbau, jetzt 1x12 und Newmen A25. Das 32er Standrohr der Gabel und der steile Lenkwinkel begünstigen Verwindungen. Habe aber die Federung nochmal komplett warten lassen und werde das weiterhin für XC fahren. 10 cm weniger Radstand sind schon ein Wort.
Das Rotwild erbt erstaunlich viel von dem agilen Charakter, ist aber auf ruppigen Untergründen und wenns auf und ab geht, eine andere Liga. Auf einer Tour bin ich mal mit einem 22er Schnitt "geheizt", habe aber für mich festgestellt, dass mir das zu hektisch ist und dass ich mich zwischen 15 und 20 km/h in der Natur wohler fühle. Da ich keine alpinen Höhenunterschiede in der Nähe habe, werde ich wohl mit dem kleinen Akku gut auskommen. Ich glaube aber auch, dass ein entsprechendes Bike mit großem Akku (also ca 21,5 kg) sich bei gleicher Geometrie nicht viel anders fahren würde.
Für mich waren Geometrie und Optik die wichtigsten Kriterien, und da hat das R.X375 geliefert.