Das-Licht
Bekanntes Mitglied
Wie seht ihr den Trend, passt euch das, sind das eure Bedürfnisse?
Was will die Masse?
...womit Wir schon mal aneinander vorbei geredet haben, und aneinander vorbei reden. Die "Problematik" deutscher Mittelgebirge vom Harz bis zum Schwarzwald, vom Elbsandasteingebirge bis zum bayrischen Wald, unterscheidet sich deutlich von den Problemen im hochalpinem Raum. Insofern sind Deine Fragen auch nicht beantwortbar, nicht pauschal, nicht allgemeingültig.Hier in der Schweiz ...
In der Schweiz kenne ich bisher nur ein sehr gutes Miteinander, und sehe auch aufgrund der gut organisierten touristischen Steuerung keine Probleme, egal ob in Lenzerheide oder in Lugano. Der Auslandstourismus, den Ihr in der Schweiz erlebt unterscheidet sich deutlich von dem Bergtourismus in Österreich, Frankreich oder Italien. Bestimmte Klientel kommen schon gar nicht zu Euch, weil die Schweiz ein sehr teures Urlaubsland ist. Und trotz (oder wegen) Eurer Exklusivität lebt die Schweiz beträchtlich vom Tourismus. Unter dem Aspekt verstehe ich Deine Einlassungen noch weniger. Gäbe es bei Euch keinen Biketourismus mehr, bräche auch ein Teil des periphähren Tourismus weg. Du hättest keine "Konflikte" mehr... ...und keine Einnahmen. Vielleicht mag Dir persönlich das egal sein, weil Du beruflich vom Tourismus nicht tangiert wirst, doch gesamtwirtschaftlich käme das nicht gut.
Nun doch kurz zu Deinen Fragen:
Welchen Trend sehe ich? Das Mountainbike erlebt seinen dritten Schub.
Der erste Schub war in den Achtzigern, als es "erfunden" wurde. Plötzlich konnte man, Dank Stollenreifen, besserer Bremsen stabilerer Rahmen und einer "brutalen" Übersetzung, auch im Wald fahren, und Steigungen bewältigen, die mit Torpedo 3-Gang undenkbar waren.
Der zweite Schub kam mit den Fullys und der versenkbaren Sattelstütze. Plötzlich waren Passagen befahrbar, die vorher deutlich mehr Akrobatik erforderten. Auch die Bergab-geschwindigkeit nahm deutlich zu.
Der dritte Schub ist das Pedelec. Der Kreis der Teilhabenden geht dadurch weit über den Kreis gut trainierter Männer (und ganz, ganz weniger Frauen) hinaus, so das mit weniger Spitzenleistung und weniger Kondition durchaus passable Routen zu befahren sind.
Von ein paar Zehntausend in den Achtzigern, über ein paar Hunderttausenden in den Zweitausendern, haben wir nun in den Zwanziger Jahren ein paar Millionen aktive MountainbikerInnen.
"Unsere" Bedürfnisse:
Die Bedürfnisse sind sehr breit gestreut, und zahlenmäßig unterschiedlich, jedoch in jedem Segment mit einem Wachstum um viele hundert Prozent. Die GenussbikerInnen, die Transalp- und MarathonbikerInnen, die GelegenheitsbikerInnen, die Ausgleichssport/RekonvaleszensbikerInnen sind großteils mit dem vorhandenen Forststraßennetz zufrieden. Es ist die mit Abstand größte "Gruppe" unter den MountainbikerInnen.
Am anderen Ende ist die kleinste Gruppe der VertriderInnen, DownhillerInnen und FreeriderInnen. Hier ist das MTB bereits in der Kategorie "Risikosport" angesiedelt. Und hier ist deshalb Technik und Training unabdingbar. Es ist das, was ich in meinem ersten Beitrag dieses Threads als Response auf dich schrieb, für viele Menschen "unfahrbar" und "gefährlich". Mancher mag verblüfft sein, dass die Verletzungshäufigkeit und Verletzungsschwere sogar niedriger ist als in der vorhergehenden Gruppe. Der DH-Fahrer stürtzt bei 20 Km/h in den Abhang, steht auf, fährt weiter; ...weil er/sie relativ jung ist, gut trainiert ist, und vor Allem perfekt mit Protektoren ausgestattet ist. Der Genussbiker (echte Geschichte im Bekanntenkreis) steht an der Bordsteinkante, will aufsteigen, kommt ins Straucheln und stürzt im Stand. Platzwunden, Schürfwunden Prellungen, ein Sehnenriss und ein Schlüsselbeinbruch.
Da zwischendrin bewegt sich dann die zweitgrößte Gruppe der CC, AM, EndurobikerInnen. Man will bergauf ruhige Forstwege, und bergab Singletrails zwischen S0 bis S2 (Mancher auch S3 ) . Das sind die Leute, die auch gerne ins alpine Schweizer (Österreich, Frankreich, Italien, Slowenien) Bergland fahren, weil man dort auch mal Trails von mehreren Kilometern Länge hat, während im deutschen Mittelgebirge oft nach wenigen hundert Metern (es gibt wenige Ausnahmen) Schluss ist.
Was will die Masse? :
Du hast es also mit drei unterschiedlich großen jeweils stark zunehmenden Massen zu tun. Wobei touristisch betrachtet, die kleinste Masse, der DHler (etc.) quasi als sportliche "Elite", die anderen Massen nach sich zieht. So wie es in jeder Sportart/Freizeitbeschäftigung ist. Sperrt man die "Extremen" aus, wollen die Anderen da auch nicht mehr hin. Baden-Württemberg ist ein Beispiel dafür. Zum Mountainbiken kommt hier kaum Jemand her, abgesehen von den drei, vier bekannten Hotspots mit "Bikeareas", wie bsp. in Freiburg. Das hat das Tourismusmarketing nun langsam gemerkt, nachdem es eine gesamtgesellschaftliche Veränderung gab und gibt; weg vom Genussurlaub mit Schwarzwälder Schinken und einem Schnaps alle paar Kilometer, hin zum Aktivurlaub/Wellnessurlaub mit Erlebnischarakter, bei dem man seine Komfortzone verlassen will. Wer das heute nicht bietet, "stirbt" touristisch als Region.
Doch wie gesagt; in der Schweiz ist die Situation und Historie anders.