Wir reden hier über exorbitant teure Fahrräder. Warum tun wir das? Weil wir uns selbige offenbar leisten können (und wollen) und somit den permanenten Preissteigerungen der letzten Jahre (lassen wir die pandemie- und kriegsbedingten Effekte mal aussen vor) durch unser Konsumverhalten Tür und Tor öffnen.
Wenn man - so wie das früher üblich war - ein Fahrrad 5 oder 8 Jahre lang fahren würden, bevor man sich was Neues gönnt, sähe der Markt mal ganz anders aus (was sich übrigens auf viele Bereiche unseres HighTech Lebens übertragen lässt)
Natürlich brauchen die Hersteller 'nen Haufen Geld für ihre Entwicklungsabteilungen, Marketing ist teuer etc pp, aber muss denn alle 3 Jahre ein neu erfundenes High-Tech High End Supermega Spitzenbike im Keller stehen?
Da kann sich mal jeder an die eigene Nase fassen und das eigene Konsumverhalten reflektieren...
Du sprichst relevante Dinge an.
Das eigene Konsumverhalten, konkret das Kaufen oder die Kauverweigerung gegenüber einem neuen EMTB, steht im Zentrum.
Niemand wird zu etwas gezwungen, jeder entscheidet selbst, ob ihm das Produkt und dessen Preis passt und ob und wann der potentielle Mehrwert des Neuen die persönliche Investition rechtfertigen.
Ginge es nur nach den Herstellern und deren Marketingabteilungen, die Zyklen wären noch kürzer.
Das ist eine Binsenweisheit und trifft auf nahezu allen beworbenen Güter zu, auf Luxusprodukte speziell.
Diesem Wunsch der Anbieter kam in den letzten 10 Jahren ein wesentlicher Sachverhalt zu Gute.
Die Entwicklungskurve bei den EMTBs verlief sehr steil und es gab vielerlei Innovationen, die das Bike begehrenswerter machten und das Fahrerlebnis steigerten.
Aber diese Kurve flacht zusehends stark ab.
Die Light-Kurve steigt zeitverzögert noch an, wird aber auch in den nächsten 1-3 Jahren flach werden.
Die sweet-spots für Bestandskunden (EMTBler mit Erfahrung) sind grossteils erreicht.
Wer braucht mehr Power, noch mehr Akku, Fox 40, neue Farben etc?
Die Hersteller sehen das auch und feiern deswegen in der Digitalisierung der Bikes jede kleinste Entwicklung wie den heiligen Gral. Der Mehrwert der Hardware bleibt bescheiden, wir sind verwöhnt.
Aber wollen das auch die Biker und wenn ja, sind sie bereit, dafür ein neues Bike zu kaufen mit dieser minimen Verbesserung und ihr altes dafür zu verscherbeln?
Für mich spricht einiges dafür, dass die Zyklen wieder länger werden könnten.
Für Neueinsteiger oder Bio-MTB-Umsteiger sieht die Sache anders aus, aber auch die werden sich in 2-3 Jahren fragen, ob ein neues Bike für dann nochmals mehr Geld ihnen den Kick der ersten Erfahrung bringt?
Vielleicht sind wir alle Junkies und ärgern uns, dass der Stoff ständig teurer wird und der Flash nachlässt.