Wieder mein Lieblingsthema
Vorweg: Trockenschmierung als Heißbad und rostfreie Kette ist der heilige Gral.
Dies ist in gut aufgesetzten und realitätsnahen Laboruntersuchungen ausgiebig getestet und zweifellos nachgewiesen worden, was die Nutzererfahrungen auch bestätigen.
Ehrlich ergänzt:
nicht für jeden und nicht in allen Situationen ist es die ultimative Lösung . Erst ist es schon umständlich und man braucht einige ungewöhnliche Utensilien (=eine alte Kochpfanne und Herd), aber wenn es eingespielt ist, geht sogar schneller und mit viel weniger Dreck. Die Kette ist auch laut, daran müssen sich vor allem Rennradfahrer gewöhnen (keine Dämpfung auf den Flächen, Metall auf Metall). Es bietet kaum Rostschutz für die Flächen, was mMn rostfreie Kette (KMC EPT) voraussetzt und nach Nassfahrt der Antrieb trocken gewischt werden sollte.
Kettenschloss ist auch obligat, zwei Ketten abwechselnd klar empfohlen.
Es lohnt sich auch, wenn einer sich mit der
Mechanik des Kettenantriebs erst auseinandersetzt. Es ist nicht so trivial, wie es auf dem ersten Blick erscheint. Das erklärt einiges: wie eine Kettenlängung entsteht, warum einige Ansätze wie Beschichtungen der Kettenplatten mal gar nichts bringen können und deshalb nicht wirklich verfolgt werden und warum einige Kettenlehren auch in dieser Forum nicht zu empfehlen sind.
Verschleiß entsteht dort, wo zwei Flächen unter Druck aufeinander reiben während sie sich verschieben. Beim Pedalieren gibt es keinerlei Verschiebung zwischen Ritzelflächen, Kettenrollen und Kettenplatten. Alle sitzen fest. Hier ist keinerlei Schmierung nötig, entsteht auch wenig Verschleiß. Ein Ölfilm schützt nur gegen Lärm und Rost. Wo Verschleiß unter viel Druck entsteht, ist zwischen Innenplatte der Kette und Pin (beim Verlassen des Ritzels). Loch in der Platte leiert aus, der Pin nutzt zirkulär ab -> die Kette wird länger. Schmierung braucht man lediglich hier, innen. Die Zähne der Ritzel nutzen sich erst durch die Längung der Kette ab, da diese ständig von innen nach außen rutschen muss, weil die Abstände nicht mehr passen.
Ein Ölfilm dämpft Lärm und schützt gegen Rost, allerdings nimmt Schmutzpartikel zB Sandkörner auf und somit bildet sich eine feine, böse Schleifpaste (das schwarze Dreck, Ölschlamm), was den Antrieb zerfrisst. Wachs ist fest, bindet keinen Schmutz. Trotzdem schmiert unter Druck genauso gut innen. Deshalb sollte man Wachs als Heißbad nutzen, dass es in die Ketteninnere dringen kann. Emulsionen können es wahrscheinlich auch, bin aber nicht so sehr überzeugt. Öl ist genauso gut, aber nur wenn man ständig die Kette reinigt und Ölschlammbildung vermeidet. Dann ist es ganz elegant, leise und rostfrei.
Nun zu den
Kettenlehren: Kettenlehren, die die Rollen in Gegenrichtung drücken, liefern falsch überzogene Kettenlängungwerte, wenn die Rollen entweder etwas doch verschlissen oder von Werk aus mit größerer Toleranz gefertigt werden (locker über Pin), da dieses Spiel doppelt mitgemessen wird. Gute "3-Punkt" Lehren drücken die Rollen in eine Richtung gegen die Pins (wie es am Rad auch ist!), damit wird nur die tatsächliche Kettenlängung gemessen. Aus ähnlichen Gründen können "normale" Lehren bei einigen Ketten, die etwas größere Rollen haben (
SRAM Force und Red), nicht genutzt/gewertet werden.
Beispiel Pedros Kettenprüfer plus II oder der
Shimano TL-CN42 mit ihrer 3-Pin Aufbau gegen Falschmessungen.
Als letztes: Kettenverschleiß entsteht nicht durch Schalten unter Last... Maximum zum Kettenbruch bei Billigketten. Die wir nutzen, halten es leicht aus. So ruhig weiter unter Last schalten!