Reibung entsteht doch zwischen Belag und Scheibe und wo sonst, als bei der Kontaktfläche, kann Hitze entstehen? Wenn also der Belag durch Reibung an der Scheibe heiss wird, müsste doch die Scheibe dort genauso heiss werden, oder mache ich einen Denkfehler?
das ist ganz schwierig messtechnisch auf zu lösen weil Messungen am laufenden Rotor viel schwieriger sind als direkt im Belag oder am Bremssattel, ich hatte zuletzt bei Messversuche die Belagtemp. bei einer Wave bis zu 300°C und bei einer Punch auch um 200°C ohne dass sich entsprechende Anlassfarben gezeigt haben
die Bremsscheibe ist ein rotierender Wärmetauscher, die Masse und die Oberflächenform entscheiden wieviel der Energie in Richtung der Scheibe gehen und wieviel dann pro Umdrehung an die Aussenluft abgegeben werden kann (auch die Geschwindigkeit ist ein Faktor)
die Hitze liegt an der Scheibe punktuell zwar an, die Masse und die Effektivität der Oberflächenkühlung entscheiden aber wie hoch die Belagtemperatur geht und wie hoch die Differenz zwischen Belagtemperatur und Scheibentemperatur dann im Endeffekt ist
ich kenne diese Thematik gut aus den Solarthermiebau (habe ich lange als Hobby betrieben, auch mit Datenauswertungen und Messversuchen)
hat der Sekundärkreis einen effizienten grossen Kupferplattenwärmetauscher als Abnehmer, dann ist die Differenz zum Primärkreis eher gering und die Systemtemperaturen sind niedrig (hohe effiziente Abnahme)
im Vergleich dazu wie eine BS Punch, die Belag T. geht nicht hoch hinauf, die Scheibentemperaturen bleiben auch niedrig (auf meiner grossen Teststrecke nach der Abfahrt nur um 100-105°C an der Scheibe)
hat der Sekundärkreis einen weniger effizienten grossen Rohrwendelwärmetauscher als Abnehmer, dann ist die Differenz zum Primärkreis deutlich höher und die Systemtemperaturen sind höher aber noch moderat (hohe Abnahme mit weniger Effiziens)
im Vergleich dazu wie eine massive Formula Scheibe, zwar dick aber weniger effiziente Oberfläche
hat der Sekundärkreis einen kleinen wenig effizienten Rohrwendelwärmetauscher als Abnehmer, dann ist die Differenz zum Primärkreis sehr hoch und die Systemtemperaturen sind auch sehr hoch (geringe und wenig effiziente Abnahme)
im Vergleich dazu wie eine leichte Wave Scheibe, mit wenig Masse und wenig Oberfläche
entscheidend ist im Endeffekt die Belagtemperatur, bei einer Wave bringe ich die Belagtemperatur bereits nach wenigen stärkeren Bremsungen in einen Bereich hinein wo die Belagleistung schon spürbar nachlässt
ob die Scheibe auch überhitzt hängt von der Masse und Masseverteilung ab, bei geringer Masse und wenig Oberfläche wird die Belagtemperatur rasant nach oben schnellen, durch die hohe Differenz kann die Scheibe durchaus noch um 200°C haben und der Belag ist aber bereits bei 300°C (Diff. 100K) wenig Masse wird aber auch schnell abkühlen, die Überhitzung merkt man oft nur an den dunklen Belagschlieren am Reibring
bei einem grösseren Wärmetauscher (z.B. dicker) hat dann der Belag ev. um 250°C und die Scheibe um 170°C (Diff. 80K)
bei einem grossen und extrem effizienten Wärmetauscher (Punch) hat dann der Belag z.B. um 170°C und die Scheibe um 110°C (Diff. 60K)
bei entsprechender Belastung wird man bei vielen Belägen Probleme bekommen wenn man Leichtscheiben mit wenig Kühloberfläche verwendet (ausser man verwendet Metallbeläge)
bei passender Belastung hat man dafür die Beläge schnell auf Temperatur
bei extrem gut kühlenden Scheiben braucht es dafür länger bis sie auf Temperatur kommen, bei längeren Streckenabschnitten ohne Bremsungen kann es auch sein dass sie schon wieder kurzzeitig zu kühl ist
weiteres spielt die Zusammensetzung vom Belag, Material der Trägerplatte (mit oder ohne Kühlfinnen) auch eine Rolle, manche Resin Beläge mögen es auch heiss (z.B. TS Power)
hier steht auch noch einiges zur Masseverteilung
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Lg Tirolbiker63