Der E-Mountainbiker wird zunehmend zum Wirtschaftsfaktor und kommt mit dem Wanderer auf Augenhöhe. Der Mountainbiker bleibt eher nicht so interessant. Man kann dies bereits indirekt aus dem von
@Bikehapser verlinkten Artikel herauslesen. Weiterhin gibt es dazu inzwischen etliche Marktforschungen - insbesondere in der Schweiz und in Österreich. Im Schwarzwald beißt man sich zwischenzeitlich in den Allerwertesten, weil man damals zusammen mit den örtlichen Wandervereinen über die Politik die 2 Meter Regel durchdrückte. Heute fahren die Bike-Touristen links und rechts am Schwarzwald vorbei nach Österreich, in die Schweiz und nach Norditalien oder Slowenien. Auch im Osten, wie den Karparten oder dem Riesengebirge (bsp. Pod Smrkem) entstehen neue Destinations. Also warum ist der E- Mountainbiker so interessant? Ohne nun tausend Links zu setzen, und aus Gesprächen oder Zeitschriften zu zitieren fasse ich es mal grob in meinen Worten als Gegenüberstellung zusammen:
Der Wanderer: Das Wandern erfreut sich weiterhin großer Beliebtheit. Auch junge Menschen und Familien machen dies gerne. Ebenjene Menschen sind an den gleichen Destinations im Winter zum Wintersport. Sie sind mit Mountainbikes aufgewachsen, und haben deshalb, auch aufgrund eigener Fahrerfahrung, kaum Probleme mit Mountainbikern. Das Wanderpublikum ist für die Tourismuswirtschaft recht heterogen, und deckt vom "Backpacker" über Camper und Pensionsgäste bis zum Halbtageswanderer der im Viersterne-Hotel nebenher noch gut essen möchte und den Spa-Bereich genießt, alles ab. Diese Einnahmequelle hat, trotz der Beliebtheit, in ihrer absoluten Anzahl etwas abgenommen, weil sich Interessen der potentiellen Kunden verlagert haben. Man wandert heute auch mal in den Rocky Mountains oder im Himalaya. Das war vor 30-40 Jahren nicht so. Auch die zunehmende "Bewegungsarmut" immer größerer Teile der Bevölkerung, sorgt hier, trotz Bevölkerungszuwachs, für eine leicht sinkende Tendenz.
Der Mountainbiker: ...ist fast immer männlich. Mountainbiker sind oft, wie Backpacker, Selbstversorger. Sie reisen in Männergruppen, eher selten mit Partnerin oder Familie. In der Altersstruktur bewegt sich die Masse zwischen 20 und 50 Jahren. Wirtschaftlich ist der Mountainbiker nicht so interessant wie der Wanderer. Er legt selten Wert auf gehobenes Ambiente, bzw. ist nicht bereit oder in der Lage dies zu zahlen. Vereinfacht dargestellt reicht dem Mountainbiker ein Zimmer mit Bett und Waschgelegenheit, und ein Teller mit Nudeln und Schnitzel, nebst Bier. Gerade B&B Anbieter haben damit ein sehr gutes Auskommen.
Der E-Mountainbiker: Auch er ist überwiegend männlich, jedoch zunehmend mehr Frauen nutzen diese Fahrradmöglichkeit auch. Der E-Mountainbiker rekrutiert sich aus der Gruppe der 40-70 Jährigen. Er reist fast immer mit Partnerin an. Fährt die Frau nicht mit, so nutzt sie andere "Bespaßungsmöglichkeiten". Diese Paare decken mit ihrem Unterkunftsbedarf das ab, was der Mountainbiker selten nutzt. Hotels ab drei Sternen, bis hin zum Luxushotel. Es werden vor Ort kostenpflichtige Freizeitangebote gebucht (Fahrtechnikkurs, geführte Touren, etc.) . Die deutlich zahlungskräftigere und zahlungswilligere Klientel neigt - wie im Wintersport - zu "Ortstreue". Wem es am Urlaubsort einmal gefallen hat, der wird dorthin im Laufe der nächsten Jahre mehrmals wiederkehren. Das lässt sich inzwischen statistisch berechnen und einkalkulieren.
Was bedeutet das für den Tourismus vor Ort (bsp. in den Alpen) ? Der Wintersport war über Jahrzehnte eine feste Größe, die nun, bedingt duch die Klimaerwärmung auf ein niedrigeres Niveau zurückfährt. Der Sommertourismus, welcher Anfangs, also nach dem zweiten Weltkrieg, parallel mit dem Wintertourismus, wuchs, stagnierte zunehmend seit Mitte der 70ger Jahre, als der Pauschaltourismus mit Destinations am Mittelmeer und in Übersee bezahlbar wurde. Wer vor zehn Jahren mal Sommers in Orten wie bsp. Val d Isere war, kam sich vor wie in einer Geisterstadt. Riesige leerstehende Hotelanlagen. Heute sind Orte, die sich als Mountainbikedestinations entwickeln (bsp. Livigno, Sölden, Lenzerheide) im Sommer wirtschaftlich deutlich spürbar ausgelastet. Die Kombination aus Wanderern, als "Grundlast" über das gesamte Belegungsspekrtum, sowie die neuen, Freizeitbeschäftigungen, abseits des MTB-Booms wie Klettern, Bergsteigen, Rafting, Paragliding, Geocaching, Fototourismus, etc. als i-Tüpfelchen, sorgen zusammen mit dem stark wachsendem Markt der MTBler und E-MTBler für ein wirtschaftlich interessantes Potential.
Ein Wegbrechen des E-Mountainbiking würde nicht nur diesen Bereich beeinträchtigen, sondern den gesamten Tourismus zurückwerfen. Der Mountainbiker ist in der Regel ein "one trick pony" . Er kommt und fährt weiter. Und vielleicht kommt er viele Jahre später mal wieder. Der E-Mountainbiker ist teilweise erst über andere Interessen als Kunde an diesem Ort eine "Treuebindung" eingegangen. Der Fotoenthusiast, möchte einmal ein bestimmtes Motiv fotografieren. Hat er es, ist der Ort zukünftig nicht mehr interessant. Dito der Geocacher. Nun probiert Derjenige dort erstmalig ein E-MTB aus (die Verleihzahlen E-MTB versus MTB sprechen eine klare Sprache) und schon will er beim nächsten Mal wieder dort hin, und fixiert sich (und seine Partnerin) auf einen fahrradlastigen Urlaub. Bald darauf wird so ein E-MTB gekauft (teilweise sogar vor Ort) und wieder kommt es zu einem Besuch der Destination.
Bisher konnte sich nur der Gardasee als Destination für Mountainbiker mit Familienanschluss behaupten, da der See, die Freizeit- und Shoppingmöglichkeiten auch der nicht radfahrenden Partnerin ein Urlaubserlebnis boten. Mit dem E-MTB wird sie zunehmend ( und das auch im zunehmendem Alter) zur Mitfahrerin. Kein E-MTB mehr bedeutet, dass der Mann wieder mit Freunden allein B&B Touren macht... ...sofern er sie überhaupt macht, denn letztlich wird er des Familienfriedens Willen wegen, keinen getrennten Urlaub machen, und so das MTB hintan stellen um den üblichen Strandurlaub zu machen. Wer das EMTB "verbieten" will, muss sich gefallen lassen, nach Parallelen zu anderen Themen, wie bsp. den ganzen Wintersport mit seinen Umweltbelastungen, Übervölkerungen, Konflikten und Unfallgefahren, gefragt zu werden. Und er muss auch dafür endgültige Lösungen parat haben.
Verbote, die vordergründig einem "Schutz" dienen sollen, tatsächlich jedoch nur das Bewahren, Althergebrachtens gegen die jeweils technologische und gesellschaftskulturelle Entwicklung, bezwecken, so wie die 2 Meter Regel in Baden Württemberg, sind langfristig nicht haltar, weil sie die "Beschützten" zu "Betroffenen" machen, an Denen die Entwicklung vorübergezogen ist. Wieviele Wagner, Gerber, Müller, Schmiede, etc. gibt es heute noch? Der Wanderer von heute, macht nebenei Geocaching, und fährt morgen mit seinem Fotorucksack auf einem E-MTB den Berg hoch zu seinem Motiv. Er ist nicht alleine. Frau und Kinder können mit. Der Urlaub mit Partner und Familie. Das ist idie Haupteinnahmequelle des Tourismus. Und je älter, je zahlungskräftiger.
Viel Text, aus noch mehr diversen Texten zusammengefasst. Mal eine ganz andere Seite der Folgen des illegalen Tunings beleuchtet.