Ich wollte hier mal einen kleinen Erfahrungsbericht schreiben, da ich das Simplon jetzt ca. 2 Monate habe und nun schon 1400km gefahren bin.
1. Thema - Schrauben und Werkstatt
war für mich zunächst echt ungewohnt, dass man da soviele Dinge beachten muss, nur weils ein Ebike ist. Das liegt aber vermutlich an meiner Biobike Naivität
Ich hatte meinen Antrieb von XT auf Sram umgebaut und wollte es mir leicht machen und hab einfach nur das Hinterrad getauscht mit passender Kassette.
auf der ersten Ausfahrt erstmal tausend Fehlermeldungen und mich geärgert, dass der Motor gar nicht unterstützt. Tja, hatte natürlich den Speedsensormagneten in der Bremsscheibe nicht bedacht. Der stand ja noch zuhause im alten Hinterrad. Da ich den nicht gewaltfrei rausbekam, musste ich die Bremsscheibe tauschen. Ist ja nicht wild, muss man nur wissen..
Good to know: Die Schaltzughülle ist im Bereich des Motors zusätzlich geklemmt. Falls man auf AXS umbaut, kann man sie also nicht rausziehen. Ich hab beim Händler nachgefragt, Motorgarantie geht verloren, wenn man in der Garantiezeit selber daran herumschraubt. Der Händler hätte das für mich gemacht, aber es wäre kostenintensiv gewesen, weshalb ich mich dazu entschieden habe, die Schaltzughülle oben und unten knapp abzuschneiden. Ist nicht schön, aber eine andere Lösung ist unschöner.
Der Steuersatz mit seiner integrierten Kabelführung ist superschick - aber supernervig beim Schrauben. Das Inlay, das die Kabel vom Gabelschaft fernhält, is mir beim ersten in die Hand nehmen gleich mal durchgebrochen, da es nur aus dünnem Plastik ist. Das muss wie n rohes Ei behandelt werden. Ich hoffe jetzt, dass da nix scheuert und gucke ab und zu mal rein.
Die Fox 38 ist steif - sehr steif. Zu steif wohl für meine 65Kilo. Ich bin mittlerweile wieder weg von meinem geliebten Carbon LRS und auf Alu gewechselt. Die unter 20kg Gesamtgewicht sind damit auch hinfällig. Einen Alulenker werd ich auch noch ausprobieren. Diese Microvibrationen der Gabel machen mich fertig. Das hatte ich in 20 Jahren Biken noch nie (ja, na klar ist die richtig eingestellt
)
Den super empfindlichen Lack hatte ich ja in einem anderen Post schon erwähnt. Nach den 2 Lackplatzern gleich am ersten Tag hab ich bei ATU sofort Autofolie geholt und das ganze Rad damit temporär eingewickelt, bis die bestellte Rahmenfolie aus Kanada kommt.. Seitdem ist Ruhe. Also abkleben Leute, alles abkleben bevor ihr auch nur einen Meter fahrt oder mit dem Inbus dagegen klonkt
2. Bike im Uphill
ich bin begeistert und völlig überzeugt von diesem Konzept Light-Ebike mit TQ! Es ist noch besser als ich es erwartet hatte! Die App Bedienung ist super intuitiv + unkompliziert und lässt sich selbst mit Handschuhen auf der Tour noch eben schnell um ein paar Watt anpassen, wenn man merkt, dass man mit den Buddys nicht ganz mithalten kann.
Auf meinen Hometrails fahr ich nur Eco und habe damit Reichweiten von 80km und fast 2000hm. Bevor ich das schaffe, bin ich verhungert. Eco ist echt immernoch richtig Sport! genauso wie ich es wollte. Meine Hometrail Touren haben sich von ca 34km und totaler Erschöpfung auf nun 45-50km und ebensolcher Erschöpfung verlängert. Aus 3 Stunden wurden 4,5 Stunden.
Als ich im Alpenurlaub und im Schwedenurlaub war, bin ich überwiegend im mittleren Modus gefahren, der mir 140Watt Unterstützung gibt (also knapp die Hälfte seiner Leistung). Ich wollte einfach keine Zeit verschwenden und soviel wie möglich Trails fahren. Im Mid Modus schaffe ich ca. 32km und 1200hm mit einem Akku. Reifen MM und BB, mittlere Karkasse (kein SG) und Addix Soft, 1.5 und 1.2 Bar
Mittagspause zum Aufladen genutzt (die ersten 60% gehen super schnell, in einer Stunde ca.) und weiter ging die Fahrt.
Nach 60km am Tag und bestimmt 3000 selbst getretenen Höhenmetern mit eineinhalb Akkuladungen ist man auch im MID super platt abends. Ich stelle fest, dass ich noch nie so fertig war, wie nachm Ebike fahren hahaha
Ich finde einfach kein Ende und fahr noch ne Runde und noch eine - bis am Ende die Knie und Hände wehtun und man überall Muskelschmerzen hat
Ich feier es total.
Schweden hatte es auch nochmal in sich. Wenige Höhenmeter, aber die Uphills, die man fahren muss, bestehen zu 90% aus Trails. Forststraßen sind da eher rar. Man fährt überwiegend auf Wanderwegen hoch, die niemand fürs Radfahren gemacht hat. Erlaubt ist es aber. So hab ich wieder den MID Modus lieben gelernt. Super technische Uphills mit Steinen, Wurzeln und Stufen.. gnadenlos, kilometerlang. Trails die man normalerweise runter fahren würde, waren nun meine tägliche Challenge. Das macht mit dem Ebike echt Spaß! Mit Bio hätte ich einfach nur gekotzt und wär abgestiegen. Bzw. woanders fahren gegangen. Aber es ist auch super anstrengend auf Dauer und wieder ist man am Abend total platt und massiert sich verwundert die brennenden Oberschenkel. Vor 3 Monaten hätte ich noch gesagt, Ebikefahren is was für Faule - jetzt weiß ich es besser.
Einzig die Kurbellänge von 175mm hat sich als sehr ungünstig erwiesen. Ich setze damit beim Pedalieren ständig auf oder wenn man nach einer Highspeedsektion mal eben nen kleinen Gegenanstieg hochsprinten will, ist Kurbelkontakt beim Wippen des Dämpfers mit kleinsten Wurzeln auf dem Boden vorprogrammiert. Ich rate allen Kaufwilligen, sich die 165mm Kurbel zu konfigurieren. Ich werde zeitnah auch wechseln.
Geräusche: Ich höre nix! Im Eco Modus, keine Chance das Motorgeräusch zu hören. Im mittleren - ja ein wenig dezent und leise irgendwo im Hintergrund. Super angenehm.
Turbo klingt wie ein Specialized Levo Sl was im Eco fährt
3. Bike im Downhill
Ich fahre die Enduro Variante mit Fox 38 und DHX2 Coil mit 170/165mm.
Mit der Gabel bin ich wie gesagt noch nicht ganz warm, ich arbeite noch am Wohlfühlsetup der ganzen Front. Dazu gehören auch Testfahrten mit Alukomponenten, Experimente mit Tokens usw... Aber das ist vermutlich mein persönliches Problem, weil ich eigl. zu leicht für so ne dicke Gabel bin.
Grundsätzlich bin ich aber extrem begeistert von der Downhillpotenz. Das Bike gibt durch sein Eigengewicht und das potente Fahrwerk einen echten Selbstvertrauensboost. Das Mehrgewicht generiert einen ultra satten Grip am Boden und das Rad klebt auf dem Trail. Gleichzeitig lässt es sich aber auch super verspielt fahren wenn man möchte und fliegt willig aber echt kontrolliert durch die Luft.
Da ich die Trails im Urlaub oft völlig blind gefahren bin, gab es auch die ein oder andere Überraschung. Plötzlich ein 1,20m Drop vom Felsen ins Flat oder ne fiese Steinkante, die man eigentlich nicht abrollen will.. Ich musste auf Grund meines manchmal nicht angepassten Speeds schnelle Entscheidungen treffen und das Bike hat mich kein einziges Mal mich unwohl fühlen lassen. Ich dachte oft: Oh shit, das ist zu....... oh okay, ging ja doch
Die Laufruhe ist top und das lässt einen deutlich weniger schnell ermüden als man es von normalen Bio Enduros gewohnt ist.
Geräusche im Downhill: Null. kein Klappern, kein Scheppern, nix. Motor ist leise, Züge im Rahmen super, Steuersatz knackt nicht, gar nix.
Nur die Kette ist laut wie immer - aber mit dem Lifehack "Hall Lock" (Youtube) ist auch das viel besser geworden.
Fazit: Die Karre war echt sündhaft teuer aber ich bereue keinen einzigen Euro. Würde mich vom Charakter als uphillvermeidende Lift-Enduristin bezeichnen - aber durch das Simplon bin ich an Ecken dieser Welt gekommen, wo ich normalerweise nichtmal Urlaub gemacht hätte. Mit tollen Eindrücken und Erlebnissen und einem komplett neuen Gefühl der inneren Gelassenheit hat es mich gesegnet und mich jeden Tag wieder neu begeistert und fürs Radfahren motiviert. So wenig Pausetage gab es noch nie, soviele Trails und neue Regionen entdeckt - wow!
Die 20 Kilo, die fast ein Drittel meines eigenen Körpergewichts ausmachen - merke ich beim Fahren nicht und das überrascht mich sogar selbst. Das war eigentlich immer mein Lieblingsargument GEGEN E-bikes, hehe.
Ich würde es immer wieder kaufen. Danke, dass jemand diesen Motor erfunden hat!
Viele Grüße aus Hamburg
Leen